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Die Stolzenburger Orgel wird 250

 

Wir wünschen unserer Orgel zum 250. Geburtstag alles Gute, damit sie mit ihrem wunderbaren Klang noch viele Jahre die Menschen erfreut und – dass sie vielleicht eines Tages an ihren angestammten Platz in die herze Kirche von Stolzenburg zurückkehren darf.

Von der Einweihungsfeier der durch die Kurutzen 1707 zerstörte und 1773 vom Orgelbauer Johannes Hahn neu gebaute Orgel stammt folgende Rechnung: „Bey der Orgel und dem Altar einweyhen für Brot, Speck und 4 Spanferkel, Licht (Kerzen), Pfeffer, Milchrahm, Reis 4 fl. (Gulden) 76 kr.“ (Führer auf der Stolzenburg, Johann Plattner, 1908).

Die letzte Restaurierung der Orgel war 2016 durch Spenden aus der Schweiz möglich geworden, s. Foto 1. Nach dem Pfeifenraub im Sommer 2019 wurde die Orgel 2021 abgebaut und nach Hermannstadt verbracht, wo die gestohlenen Orgelpfeifen 2022 ersetzt wurden. Seither steht sie im südlichen Seitenschiff der Stadtpfarrkirche.

 

Weitere wichtige Informationen zu Stolzenburg:

Die Glockenturmspitze, s. Fotos 2 u. 3, wird nächstes Jahr 65! Sie wurde 1959 aufgesetzt. Allerdings hängt sie seit einiger Zeit schief und droht herunterzufallen.
Aber das ist nicht die einzige Baustelle: Das Dach des Glockenturms verliert immer wieder Ziegeln und seit einiger Zeit hat die Große Glocke einen Sprung.

Auch das Dach der Eingangshalle am südlichen Kirchenportal bedarf der Renovierung. Die zwar intakten aber verstopften Regenrinnen an der Kirche sollten zeitnah vom Laub der umliegenden Bäume befreit werden und eine Fällung der viel zu nahe an das Gebäude gepflanzten Bäume ist geplant, da die flachwachsenden Wurzeln der Tannen die Mauern destabilisieren. Das gleiche Problem haben wir auch auf dem Pfarrhof, wo nach 1981 mehrere Tannen zu nahe ans Haus gepflanzt wurden.

Ebenfalls müsste das Dach des Pfarrhauses dringend repariert werden. Auch wird über eine Grundsanierung desselben zwecks späterer sinnvoller Nutzung als Jugendherberge, Begegnungsstätte, Museum o. Ä. nachgedacht. Vorschläge und Investoren sind willkommen.

Außer der anstehenden Aufrichtung der umgestoßenen Grabsteine müssen der Zaun und die Mauer des Friedhofs repariert werden. Wie gepflegt und vor allem begehbar unser Friedhof in Stolzenburg ist (abgesehen von den Ende März 2023 umgestoßenen 44 Grabsteinen), begreift man erst, nachdem man auf einem anderen Friedhof im Hermannstädter Bezirk in mannshohem Dickicht nach den Gräbern seiner Verwandten suchen musste.

Der Verein will einige dieser Arbeiten im Rahmen seiner finanziellen und personellen Möglichkeiten demnächst in Angriff nehmen. Daher sind auch weiterhin Spenden willkommen.

Siebenbürgischer Kultursommer 2022

Die Stolzenburger Heimattage 5. – 7. August 2022 haben gehalten, was sie versprochen haben:
Ein makellos blauer Himmel strahlte mit freudig gutgelaunten Menschen um die Wette. Das Wort über die Heimat ist wahr: Bei den zahlreichen Begegnungen und Gesprächen vor heimischer Kulisse geht einem das Herz auf und der Geist entfaltet sich, denn die Menschen haben viel zu erzählen und noch mehr zu erinnern: Sowohl Fröhliches als auch Nachdenkliches.

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Foto: Dagmar Kenzel

Meine persönliche Einstimmung auf diese Heimattage war die gemeinsame Fahrt mit einer eingeschworenen Großscheuerner Gruppe im Reisebus, souverän und sicher gelenkt von Katharina und Thomas Birki, denen ich hiermit noch einmal für ihre Gastfreundschaft und die wohlbehaltene Hin- und Rückfahrt danken möchte.
Es war eine lustige von Kurzweil, Gesang und guter Laune geprägte Reise über die jahrhundertealte Route durch Österreich und Ungarn in die alte Heimat. Dort angekommen hatte ich Zeit, um das erste Ziel meiner Reise, das Grab der Mutter, aufzusuchen. Danke Maria, danke Michael, dass ihr mich nach Heltau begleitet habt. Auch den Geburtsort des Vaters konnte ich wiedersehen, wenn auch der Neudorfer Friedhof mit den Gräbern der Vorfahren leider nicht begehbar war. In Hermannstadt entdeckte ich mitten in der historischen Altstadt ein bezauberndes Café im Freien und mit Blick über die Dächer der Stadt. Auch erfreute ich mich an den farbenfrohen Erzeugnissen auf dem guten alten Zibinsmarkt. Nachdem ich Eintritt bezahlt hatte, konnte ich unsere „herze“ Orgel in der Stadtpfarrkirche wiedersehen. Nun bin ich mit ihrem jetzigen Standort insoweit vorerst versöhnt, nachdem ich ein 8-10jähriges Mädchen aus der Maramureş beobachten konnte, das mit seinen Eltern auf Urlaubsreise durch Siebenbürgen war: Es stand bewundernd vor unserer Orgel und machte mit seinem Mobiltelefon ein Foto von ihr. Sie, die Stolzenburger Orgel in ihrem barocken Farbenkleid, scheint auch dem Kind gefallen zu haben. Mögen noch viele Menschen, jung und alt, an ihrem Anblick und vor allem an ihrem Klang Freude haben. Dann mag ihr Verlust für uns Stolzenburger weniger schmerzhaft sein. –

Nachdem bereits seit März d. J. viele Telefonate, Gespräche und Korrespondenz erledigt worden waren, musste nun, ein paar Tage vor dem dreitägigen Fest, von Vorstand und Mitgliedern des Fördervereins Stolzenburg e. V. noch viel Organisatorisches bewältigt und koordiniert werden: Getränkelieferungen, Einkauf, Transport der technischen Ausrüstungen, Zubereitung von Speisen sowie das ansprechende Herrichten und Schmücken des Gemeindesaales.

Freitag, 5.8.22, startete dann planmäßig um 9:30 h das Projekt „Brotbacken“: Treffpunkt war der Weiß-Hof „Im Winkel“, wo Dagmar Kenzel die zahlreichen Gäste begrüßte. Dann ging es zur nahen Backstube der Lenuţa E. auf ihren gepflegten Hof, wo sie den Sauerteig-Kartoffel-Brotteig mit bloßen Händen knetete und die Arbeitsschritte erläuterte. Während der Teig gehen durfte, besichtigten wir die Burg und verschiedene Legenden und Sagen um das Bauwerk wurden an den schattigsten Plätzen vorgelesen. Nach dem Gruppenfoto im Innenhof begaben wir uns zurück zur Backstube auf dem ehemaligen Missbrandt-Hof, um Lenuţa zu assistieren, wie sie den inzwischen aufgegangenen Teig aus der „Maald“ nahm, gekonnt zu Broten formte und auf der Ofenschüssel mit Schwung in den vorgeheizten Backofen schob. Auch verschiedene Fragen wurden von der fleißigen Bäckerin gerne beantwortet. Die zwei Stunden, die das Backen in Anspruch nahm, wurden mit einer Kirchenbesichtigung und einer weiteren Geschichte aus Johann Plattners Stolzenburger Gestalten überbrückt. In der siebenbürgischen Mittagshitze ging es dann noch einmal zurück zur Backstube, um mit großen Holzknüppeln die schwarz-verkohlte Kruste von den heißen Laiben abzuklopfen. Dieser Duft rief nicht nur bei mir Kindheitserinnerungen an einstiges Brotbacken wach. Die Bäckerin erledigte dann den Feinschliff mit dem Reibeisen, so dass sie schließlich wie feuriges Gold leuchteten, die herrlichen Brotlaibe. Um 14 Uhr fanden sich alle heißhungrig im Gemeindesaal ein, wo das „gebackene“ Brot mit Vinete und Gehacksel (Auberginenaufstrich und evangelischem Speck) probiert werden konnte. Am Abend gab es, wie könnte es bei uns Siebenbürger Sachsen anders sein, Tanz und Musik mit der talentierten Sängerin Rodica Schieb. Selbstverständlich wurden auch spät abends noch diverse Speisen und Getränke für das leibliche Wohl angeboten.

Am Samstagnachmittag, 6.8.22, ging das Fest in die zweite Runde, und zwar mit offizieller Eröffnung und Begrüßung durch den Stolzenburger Bürgermeister Nan Aron-Adrian und den 1. Vorsitzenden unseres Vereins, Michael Theuerkauf. Wer Lust hatte, hörte anschließend bei Kaffee, Hanklich und Nussstriezel der Präsentation unseres 2020 erschienenen Heimatbuches zu, das Michael Hihn für uns Stolzenburger dankenswerterweise in jahrelanger Fleißarbeit verfasst hat. Anschließend zeigte Dagmar Kenzel, unterstützt von Irmtraut Gierelth, dass man die Kunst des Bockelns erlernen kann, während Maria Theuerkauf in der alten Tracht mit dem traditionellen Kopfschmuck eine überaus gute Figur machte. Die Krönung des Abends war nach einem reichhaltigen Abendessen der Liederabend gestaltet von Hans Seiwerth. Neben den alten Weisen, bei denen man nach Herzenslust mitsingen konnte, hatte das Band- und Gründungsmitglied der „Līdertrun“ auch neue musikalische Schöpfungen parat. Anschließend spielte Johann Schieb routiniert bis Mitternacht zum Tanz auf. Wer sich allerdings ungestört mit alten Freunden unterhalten wollte, ging bei kühler Abendluft und mit einem Gläschen Wein auf den Vorplatz des altehrwürdigen Schulgebäudes.

Am dritten Tag des Festes, am Sonntag, 7.8.22, ging es nach gutem alten Brauch in unsere „haurz Kirch“ zum Gottesdienst, den Pfarrer Klaus Untch in bewährt ansprechender Weise abhielt, musikalisch exzellent umrahmt von Angela Seiwerth auf dem E-Piano und dem phänomenalen Gesang von Johann Schieb. Ein trauriges Bild bot der leere Platz auf der Westempore der Kirche, wo unsere Orgel 250 Jahre lang die Menschen in Freud und Leid begleitet hat. Daher sagte ich mir: Blick nicht zurück, schau nach vorne!
Aus Zeitgründen ging es danach per Auto zum Friedhof und nach einer kurzen Andacht von Herrn Pfarrer K. Untch, gemeinsamem Gebet und den instrumentalmusikalischen Darbietungen von Hans Seiwerth und Johann Schieb konnte man die Gräber seiner Lieben aufsuchen oder einfach nur die Aussicht genießen, auch diesmal bei einem strahlend blauen Himmel. Den Abschluss der Stolzenburger Heimattage bildete das gemeinsame Mittagessen im Gasthof „La Moşie“, wo eine rumänische Kindertanzgruppe mit einem abwechslungsreichen Programm die Gäste erfreute.
Drei Tage vollgepackt mit Kurzweil, Musik, Tanz, Gottesdienst und guten Gesprächen und doch war die Zeit viel zu kurz! Danke an die Sponsoren und die Organisatoren, also den Förderverein Stolzenburg e. V., die talentierten Musiker, alle Helfer und die Behörden vor Ort, die es möglich machten, dass wir unsere Heimat feiern durften!

Astrid K. Thal, Würzburg, 20.08.2022

Entschädigungszahlung

In Stolzenburg sind viele Menschen im Januar 1945 nach Russland in Arbeitslager verschleppt worden, manchmal sogar mehrere Personen aus einer Familie.
Es ist erfreulich zu hören, dass die EU an die Opfer und ihre direkten Nachkommen eine monatliche Entschädigung zahlt, auch wenn dadurch die verlorene Lebenszeit oder das geopferte Leben nicht ersetzt werden können.

Vordrucke für Anträge kann man unter www.fabritius.de im Downloadbereich herunter laden.

Euer Förderverein Stolzenburg e. V.

Arbeiten auf dem Pfarrhof 2021

Wie in einem früheren Beitrag bereits angekündigt, waren Hans Werner und Michael Schieb im vergangenen Sommer und Herbst auf dem Pfarrhof mit Roden, Planieren, Aufräumen und Entsorgen beschäftigt, was aber nicht nur mit viel Arbeit sondern auch mit hohen Kosten für Maschinen und Abtransport verbunden war, die aus der Vereinskasse bezahlt wurden.
Im Folgenden seht ihr ein paar Fotos, die zeigen, wie es VOR und NACH dem Arbeitseinsatz aussah.

Vielen Dank an die fleißigen freiwilligen Helfer!

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Erst ausgeraubt und nun verpflanzt: Die Stolzenburger Orgel ist umgezogen

Stoltenburger Orgel Stadtpfarrkirche Foto Werner NietschWie sie glänzt und strahlt, unsere 250 Jahre alte Orgel, trotz barbarischer Verstümmelung im Sommer 2019 und fehlender Prospektpfeifen! Und doch sieht sie in der Ecke winzig und etwas verloren aus vor den hohen Fenstern und Pfeilern der erhabenen Stadtpfarrkirche. In Stolzenburg hingegen füllte sie den gesamten oberen Teil der Westwand bis hoch zum Kreuzrippengewölbe aus und dominierte den Raum auch optisch, nicht nur akustisch.
Aber wir wollen nicht undankbar sein und uns freuen, dass unserer Orgel in solch ehrwürdiger Atmosphäre Obdach gewährt wurde.

Von vielen Stolzenburgern kamen Wehklagen und Bedauern über den Umzug unserer Orgel in die Stadtpfarrkirche nach Hermannstadt.
So ist nun mal der Mensch: Er vermisst und schätzt seine Mitmenschen, die gewohnten Verhältnisse, selbst Dinge und Gegenstände meist erst dann wirklich, wenn diese nicht mehr da sind. Das mag auch in diesem Fall teilweise zutreffen.

Foto: Werner Nietsch, Oktober 2021

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Trotzdem dürfen wir – d. h. alle, die so denken und empfinden wie ich – trauern und versuchen uns zu trösten, indem wir einen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand wagen.

Wie den meisten unserer Landsleute bekannt sein dürfte, brachten unsere weisen und vorausschauenden Vorväter in den turbulenten Zeiten des vorigen Jahrhunderts den Stolzenburger Kirchenschatz, bestehend aus „Goldenem“ Kreuz und diversen vergoldeten Abendmahlskelchen, zur sicheren Aufbewahrung ins Brukenthal-Museum, um ihn so vor Diebstahl zu schützen. Dort liegt er heute noch.

Wir können auch ans andere Ende der Welt „reisen“, zu den Maoris, den Einheimischen Neuseelands: Sie leben in ihrem angestammten Gebiet am Fuße des Vulkans Tongariro. Diesen verehren sie als „ihren Berg“, ihr Heiligtum. Nachdem sie ihre Einwilligung gegeben hatten, erklärte die Regierung von Neuseeland diese Region zum Nationalpark, um die Natur dort mit ihrer Flora und Fauna zu schützen und zu erhalten. Die Maoris „verschenkten“ somit ihren Berg, um ihn zu retten. Oder umgekehrt gesagt, sie retteten ihren Berg, indem sie ihn verschenkten. Wahrscheinlich müssen wir also denken: Wir retten die Orgel, indem wir sie – vorübergehend – hergeben.

Vielleicht hilft der Blick auf eine Bibelstelle besser über unseren schweren Verlust hinweg: Die richtige, die echte Mutter gibt lieber ihr Kind her, als dass sie riskiert, dass es getötet wird. Sie verzichtet und handelt so zum Wohle des Kindes.

Selbstverständlich gibt es auch Stimmen, die wie die Mutter vor König Salomos Gericht denken. Einige befürworten die Verbringung der Orgel nach Hermannstadt, andere haben sich damit abgefunden.

Dass sich die Stolzenburger Hahn-Orgel nun an einem anderen als ihrem angestammten Platz befindet, möge ihre Rettung werden. Wir wünschen es ihr – und uns!

Ebenfalls hoffen wir, dass die Verantwortlichen des Kirchenbezirks Hermannstadt auch bei zukünftigen Vorhaben den angebotenen Dialog mit denjenigen Stolzenburgern annehmen, denen das Schicksal der Gemeinde und ihrer Kulturgüter nicht gleichgültig ist und die nach wie vor bestrebt und bereit sind, im einvernehmlichen Miteinander Lösungen und Kompromisse zu finden, die möglichst für alle Seiten akzeptabel und praktikabel sind.

Wie jedoch im nächsten Jahr das Heimattreffen in Stolzenburg gefeiert werden soll, mit Gottesdienst und ohne Orgel, kann ich mir nicht vorstellen. Oder fehlt mir nur die nötige Phantasie?

Schließlich ein paar Worte von Konfuzius:
„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“

Astrid Karin Thal, im Oktober 2021

Ihr sucht ein geeignetes Geschenk für Weihnachten?

Der Förderverein Stolzenburg e. V. möchte gerne daran erinnern, dass noch einige Exemplare des äußerst informativen und beeindruckenden Heimatbuches von Michael Hihn „Die Gemeinde Stolzenburg in Siebenbürgen. Aus Urkunden, Chroniken und anderen Schriften“ zu haben sind. Weihnachten kommt schneller, als man denkt und mit einem solchen Geschenk an liebe Verwandte, Freunde und Bekannte kann man nichts falsch machen.
Kontakt: Michael Theuerkauf, Tel. 0561-887592, mogk-kassel@t-online.de oder Anna Theuerkauf, 08407-8098 .
Euer Förderverein Stolzenburg e.V.

Wichtige Informationen für Traditionsbewusste:

1) Stolzenburger Osterbrauch auf farbigem Super-8-Tonfilm

Seit ein paar Monaten ist eine DVD erhältlich, die u. a. das „Oisterbegloit“ von 1974 zeigt, einen Brauch, den es angeblich nur in Stolzenburg gab. Gottfried Lutsch (1908-1990) hat den Film in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gedreht. Das Dokument enthält noch weitere interessante und idyllische Ansichten von 24 Kirchenburgen aus Siebenbürgen.
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Der Stolzenburger Brauch steht gleich am Anfang des Films: Die vielen Menschen auf dem Weg zur Kirche, das Spalierstehen im Kirchhof vor dem Hauptportal und unmittelbar nach dem Festgottesdienst die Prozession der ganzen Gemeinde zum Pfarrhof, nach Geschlecht und Alter geordnet, während das Lied Nr. 106 aus dem siebenbürgischen evangelischen Gesangbuch „Wir glauben all an einen Gott“ gesungen wird. Nachdem sich die Gemeinde auf dem Pfarrhof versammelt hat, halten Kurator und Pfarrer jeweils eine kurze Ansprache und wünschen sich gegenseitig und der Gemeinde „Gläcklich Oisterfaiertauch“, wonach alle, voran natürlich die Jugend, bei flotter Marschmusik den Pfarrhof wieder verlassen und in Gruppen und Grüppchen nach Hause gehen. –

An Ostern 1974 gab es übrigens auch zwei Brautpaare zu bestaunen. Wer das waren, seht ihr dann im Film!

Das althergebrachte „Oisterbegloit“, das auf vorreformatorische Osternachtsprozessionen zurückgeht, war keine große FEIER auf dem Pfarrhof, wie es im Film verkündet wird. Diese hatte ja bereits zuvor im Rahmen des Festgottesdienstes in der Kirche stattgefunden! Auf den ersten Blick war es lediglich ein Heimgeleiten des Pfarrers (in Stolzenburg meist „Herr Fårr“ und seltener oder gar nicht „Herr Vueter“ genannt). Mit dem abgeklärten zweiten Blick jedoch und mehr als 45 Jahren Distanz eröffnet sich mir beim Betrachten dieses Films eine Parade im allerbesten Sinne des Wortes: In einem festlich strahlenden Rund auf dem weitläufigen Pfarrhof wurde hier geballte Jugend und Schönheit „aufgefahren“ und gleichzeitig Gemeinschaftssinn und Traditionsbewusstsein gelebt. Nicht selten blieben sogar Passanten staunend auf der Straße stehen oder durchfahrende PKWs hielten an und die Zaungäste bewunderten die Menschenansammlung und das Geschehen auf dem Pfarrhof. –

Wenn ihr euch wundert, warum die Leute aus der Angler- und Obergasse 1974 über den schmalen Steg bei der alten deutschen Schule zur Kirche gingen, dann kann ich nur annehmen, dass die „Fårreschbräck“ in dem Jahr wieder mal weggeschwemmt worden war. Eine andere Erklärung habe ich nicht.

Im Artikel in der Siebenbürgischen Zeitung vom 6.12.2020 über diesen Film wurde erwähnt, dass das gesamte Filmmaterial von 1973-1975 stammt. Dass es sicher Ostern 1974 war, habe ich auf den Manteltüchern der jüngsten Konfirmandinnen abgelesen! Und: An einer Stelle im Stolzenburg-Teil des Films erscheint ein Gebäude oder Turm, der nicht zu Stolzenburg gehört, was aber weiter nicht stören sollte.

Dieser zugegebenermaßen nicht gerade preiswerte Film „Ostern in Stolzenburg und 24 Kirchenburgen“ ist besonders für unsere Landsleute von einmaliger Bedeutung und deshalb jeden Cent wert. Die DVD ist zu beziehen über: Siebenbürgen-Institut, Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim, Telefon: (0 62 69) 4 21 50, Fax: (0 62 69) 42 15 30, oder E-Mail: info[ät]siebenbuergen-institut.de, EUR 50,–

2) Zu den Sachsen im schönen Siebenbürgen
mit: Kirchgang in Stolzenburg, um 1928,
auf DVD, erschienen 2017

Wer allerdings einen Kirchgang während der Amtszeit des Pfarrers Julius Hann v. Hannenheim (1915-1929) sehen möchte und dabei vielleicht seine Eltern oder (Ur-)Großeltern im Film entdeckt, kann sich diesen sehr günstig besorgen über: kraus-erwin@t-online.de, Telefon: (07159) 9483589, Preis: 12 Euro zzgl. 1,80 € Versand (Stand 2017). Auch auf dieser DVD sind noch andere siebenbürgische Orte zu sehen. Sehr empfehlenswert und ebenfalls ein wertvolles Zeitdokument.
zu-den-Sachsen-in-Siebenbuergen

Gerade in Zeiten von Corona, Isolation und Lockdown könnt ihr damit euren Lieben – und euch selber – eine große Freude und Abwechslung bereiten!

Schließlich wünsche ich allen, die Maria, Marie, Mariechen und Mariecheni heißen, alles erdenklich Liebe und Gute zum Namenstag, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit!

(Astrid Karin Thal, im Januar 2021)

Was ist der Mensch ohne seine Wurzeln?

Das Stolzenburger Heimatbuch – ein Denkmal für unsere Gemeinde
und ein geeignetes Weihnachtsgeschenk für Freunde und Verwandte

Da der Zahn der Zeit nicht halt macht vor all dem, was fleißige Menschenhände in Jahrhunderten in Stolzenburg geschaffen haben, der Verfall und das Vergessen voranschreiten und wir selbst auch nicht jünger werden, können vor allem wir, die ältere Generation, nur eines tun: Das Andenken an unsere tüchtigen Vorfahren bewahren und ehren, indem wir – falls noch nicht geschehen – uns das umfangreiche Werk über die Gemeinde Stolzenburg möglichst bald zulegen, evt. auch als Geschenk für gute Freunde.

stolzenburg-heimatbuch-2019 Auch wenn manche kein Interesse daran haben oder glauben, mit der alten Heimat für immer abgeschlossen zu haben (Kann man das wirklich? Kann man seine Herkunft, seine Ahnen und seinen Zungenschlag verleugnen? Was ist der Mensch ohne seine Wurzeln?), sollte man nicht nur an sich selber denken, sondern auch an die, die nach uns kommen, denn weiß man , ob sich nicht vielleicht die Kinder und Kindeskinder doch für ihre Wurzeln interessieren und irgendwann danach fragen werden? Und wer oder was könnte ihnen dann darüber besser Aufschluss geben als die einzige derart umfangreiche Monographie über Stolzenburg?

Nun kommt bald Weihnachten: Wer seinen Verwandten oder Freunden ein wirklich sinnvolles Geschenk machen möchte, sichere sich möglichst bald ein Exemplar.

Kontakt hierfür: Förderverein Stolzenburg e.V. Tel.-Nr. 0561-887592

Astrid Karin Thal geb. Schneider, Würzburg, im Oktober 2020

(April 2020)

Nachricht an alle Stolzenburger und Stolzenburg-Verbundenen

Wie ihr wisst, wurde die Stolzenburger Orgel 2016 mit großzügigen Spenden vor allem aus der Schweiz auf Initiative von Marianne Hallmen, Präsidentin des Vereins der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz, in der Orgelwerkstatt in Honigberg aufwändig restauriert. Im Sommer 2019 wurden leider alle Prospektpfeifen gestohlen. Wie unsere Orgel danach ausgesehen hat, haben die meisten von euch auf Fotos sehen können. Auch kann sie so wohl nicht mehr richtig bespielt werden.

Nun will der Bezirk der evangelischen Kirche in Hermannstadt die Orgel restaurieren und in die Stadtpfarrkirche verbringen lassen. Das Bezirkskonsistorium begründet dies damit, dass die Orgel in Stolzenburg nun ganz dem Verfall preisgegeben sei, viel zu selten genutzt wird, da die Gottesdienste seit Jahren nicht mehr in der Kirche sondern im Gemeinderaum stattfinden, während sie in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche für Konzerte genutzt werden könnte. Es ist unzweifelhaft, dass eine Reparatur Einiges kostet und der Verein auf großzügige Spenden angewiesen ist, wenn die Stolzenburger ihre Orgel behalten wollen. Es muss betont werden, dass es sich um eine 250 Jahre alte Hahn-Orgel handelt, die einzigartig im ganzen Hermannstädter Bezirk sein soll.

Der Förderverein Stolzenburg e.V. hatte sich bereit erklärt, im Namen der Stolzenburger Gemeinde die Zukunft der Orgel im Sinne aller in einem Gespräch mit der evangelischen Kirche in Hermannstadt zu klären, leider sind die Gespräche und der nachgelagerte Schriftverkehr, die Orgel wenigstens bis zum großen Sachsentreffen 2021 an ihrem angestammten Platz zu lassen, auf wenig Verständnis bei der ev. Kirche A.B. gestoßen. Auch wenn die Entscheidung angeblich gefallen sein soll, haben wir die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben und streben eine Lösung an, mit der beide Seiten zufrieden sein könnten.

Wir wollen euch hiermit über diese Entwicklung informieren. Zudem ist uns eure Meinung dazu wichtig und in wie weit eine Bereitschaft zum Spenden vorhanden ist, damit der Förderverein Stolzenburg e. V. dem Bezirkskonsistorium in Hermannstadt einen Vorschlag unterbreiten kann.

Wir hoffen auf eure Rückmeldungen, sonst können wir uns von unserer Orgel verabschieden.

 

Der Förderverein Stolzenburg e.V.
Michael Theuerkauf, 1. Vorsitzender

Neuerscheinung 2020:

Die Gemeinde Stolzenburg in Siebenbürgen

Aus Urkunden, Chroniken und anderen Schriften
Michael Hihn

Dem Leser des Stolzenburger Heimatbuches wird schon Einiges abverlangt, er muss aktiv mitwirken! Er soll sich nicht mit vorgefertigten Interpretationen berieseln lassen, sondern darf die meist unkommentierten Originaltexte selber deuten, bewerten und interpretieren, sich sozusagen sein eigenes Bild, seine eigene Meinung von den Verhältnissen und Ereignissen während der sieben Jahrhunderte bilden. Auch kann er aus der Fülle der Informationen das aussuchen, was ihn interessiert. Zugegeben, es ist nicht einfach, sich bei der Menge von Daten leicht zurechtzufinden!
Die stellenweise eintönig wirkenden Aufzählungen und als schiere Wiederholung anmutenden Listen mit den vielen Namen, z. B. der Spender für verschiedene Anlässe, die Steuerlisten, die Vereinssatzungen und Nachbarschaftsvorschriften oder die Aufzählung der Kriegsopfer: man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass gekürzt hätte werden können, aber gerade die Riesenmenge an Informationen wiederspiegelt – im siebenhundertjährigen Rahmen – die Größe der stattlichen Gemeinde, ihren Wirkungskreis und das Ausmaß der Leistungen und erbrachten Opfer. Auch war es das Bestreben des Autors, das Typische des Siebenbürger Deutsch möglichst durchgehend beizubehalten, ja hervorzuheben.

Bitte besorgt euch möglichst bald eines dieser wertvollen Exemplare!
Sie eignen sich auch sehr gut als Geschenk.
Zu einem Preis von je 80€ zzgl. Versandkosten, können diese bei den folgenden Personen bestellt werden.
– Michael Theuerkauf, Tel. 0561 88 75 92 alternativ per E-Mail mogk-kassel@t-online.de für
Interessenten aus dem Kreis Kassel
– Johann Werner, Tel. 07041 45 308 für Interessenten aus dem Kreis Reutlingen/Pforzheim und
Stuttgart
– Anna Theuerkauf, Tel. 01525 47 21 193 für Interessenten aus dem Kreis Ingolstadt
– Michael Hihn, Tel. 0841-57674 für Interessenten aus dem Kreis Ingolstadt

Der Förderverein Stolzenburg e.V. (: http://stolzenburger.de)
Michael Theuerkauf, 1. Vorsitzender

Sehr interessant z.B.
welche Familiennamen wann zugewandert sind, welches die häufigsten Vornamen waren, Zahl der jährlichen Geburten nach Geschlechtern getrennt,
die turbulenten Pfarrwahlen im Jahr 1394,
die Bluttat im Großscheuerner Wald
die Familie, die fast alle ihre Kinder bei einer Pestepidemie verlor,
die Mutter, die an die Front zu ihrem Sohn gehen wollte, um sich von ihm zu verabschieden,
die Frau, die ihren Mann bei Gericht wegen Trunksucht und Faulheit verklagt,
oder der Mann, der seine Frau wegen schlechtem Mundwerk verprügelt,
das kleine Kind, das in einen heißen Suppentopf fällt und stirbt
oder der Bauer, der bei einem Sturz ein Auge und bald darauf bei einem weiteren Unfall auch das andere verliert,
die Kuruzzen (ungarische Revolutionäre um 1700), die auf den Speckseiten der Stolzenburger den Berg runter Schlitten fahren und ihren Pferden die geraubten Spangengürtel umhängen,
die wiederholten Brandlegungen im orthodoxen Pfarrhaus,
die den Sachsen unterstellt werden, das traurige Schicksal des Müllergehilfen, der eigentlich unschuldig war, sich aber aus Verzweiflung erhängt,
die Schneeschmelze bei der Mühle und das rentable Geschäft damit (die Ochsenwagen ziehen die Automobile aus dem Schlamm und verdienen dabei ein gutes Geld),
wie hartnäckig die Stolzenburger für ihre neuen Turmglocken kämpften,
Auflistung des enteigneten mobilen Inventars der bäuerlichen Wirtschaften
und nicht zuletzt die jahrhundertelangen Hattert(=Grenz-)streitigkeiten mit den Nachbargemeinden Reußen, Salzburg, Ladmesch und Großscheuern, etc,

Worte von Astrid Thal:

Würzburg, im Mai 2020

DANKE Stolzenburg!
Das Redigieren des Stolzenburger Heimatbuches (falls es jemanden interessiert ;))) hat mir erstens sehr viel Freude bereitet, zweitens habe ich es für meine Eltern Ernst und Ilse Schneider und drittens für mich selber getan, auch als Danke für die vielen leckeren Hanklichen, die ich in Stolzenburg essen durfte und das auf der ganzen Welt einmalige ‚gebackene Brot‘.
Die Hanklichen wurden – wie man auch im Buch ausführlich lesen kann – nach althergebrachter Tradition, in vergangenen Jahrhunderten als Pflichtgebühr/-abgabe bei kirchlichen Amtshandlungen, also Trauungen und Taufen, später, in neuerer Zeit, aus purer Gastfreundlichkeit und alter Gewohnheit der Pfarrersfamilie überreicht, oft sogar frisch aus dem Backofen! Den Duft, der zum Beispiel am Ostersamstag durch alle Straßen des Dorfes zog, den werde ich nie vergessen!
Erst seit ich das Buch (sogar mehrmals!) gelesen habe und somit die Geschichte der vielen Generationen von Stolzenburgern kennenlernen durfte, fühle ich mich so richtig dazugehörig.
Und das nicht nur, weil ich zu einem Achtel Stolzenburgerin bin, sondern ich sehe mich auch fest eingeordnet in eine lange Kette von Pfarrerskindern von Beginn an über sieben Jahrhunderte bis hin zur Gegenwart, aufgewachsen in einem Haus, in dem nicht selten Gericht abgehalten, wo siebenbürgische Geschichte geschrieben wurde und es folglich oft wichtige Persönlichkeiten beherbergt hat.
Um in der Sprache der heutigen auch recht schwierigen Zeit zu sprechen, das Buch hat mich sozusagen ‚infiziert‘, ich komme nicht los davon und muss immer wieder darin lesen um unseren Vorfahren nahe zu sein.
DANKE an die Menschen von Stolzenburg, dass ich einen Lebensabschnitt lang eine von euch sein und mit euch an diesem wundervollen Plätzchen Erde leben durfte!

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