Stolzenburg in Siebenbürgen.
Die Geschichte der Gemeinde Stolzenburg und ihrer Wehranlage.

Die Texte stammen aus drei verschiedenen Quellen

* Flugblatt der Ev. Kirche A.B. Stolzenburg.
** Aus: Führer auf der Stolzenburg
Johann Plattner Buchdruckerei W. Kraft 1908
*** Aus: Die Stolzenburg.
von Dr. Julius von Hannenheim

1908
Führer auf der Stolzenburg

von J. Plattner

„Ut felix et fausta sit“

Sonderabdruck aus Nr. 36 und 37 der „Schäßburger Zeitung“ 1908
Schäßburg
Buchdruckerei W. Kraft.
1908
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1282 wird Stolzenburg in Urkunden zum ersten Mal schriftlich erwähnt als „Stolchumbercht“
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Die Großgemeinde Stolzenburg, wegen der schönen Burg ein lohnender Ausflugort,
liegt 15 km nördlich von Hermannstadt, hat eine schöngebaute gotische evangelische, eine griechische-orient. und eine griechisch-katholische Kirche; eine stilvolle ev. Schule, zwei Gasthäuser, einen sächsischen Konsum-, Raiffeisen- und landwirtschaftlichen Verein, drei Kaufläden, Post und Telephonstation, eine Dampfmühle, zwei Dampfdreschmaschinen-Gesellschaften und ein seit 1908 angelegtes großes kirchliches Baumgut (bis jezt (1908) mit 8000 veredelten Bäumen bepflanzt).

Die Wagenfahrt von Hermannstadt kostet 10 – 14 K, von Marktschelken (15 km) 3 – 4 K. Vom Bahnhof Ladamosch (auf Stolzenburger Hattert gelegen) ist es zu Fuß in einer Stunde zu erreichen; von der Haltestelle Wassid in 1 1/2 Stunden, von Bad Salzburg in 5/4 Stunden.
Die Fahrt von Hermannstadt durch das stattliche Großscheuern über den Großscheuerner Berg mit der schönen Rundsicht auf die Zibinsebene, Hermannstadt im Mittelpunkt, das Zibins – und Fogarascher Gebirge im Hintergrund, dann durch schattigen Eichenwald führend ist recht ansprechend.
Ein Wagen von Stolzenburg kostet 4 K.

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Die Burg

Von Dr. Julius von Hannenheim

Vor alten Zeiten, so erzählt die Sage, hatte ein Zauberer drei Töchter, alle schön, und des Zauberns wohl kundig. Da kamen drei Prinzen, die wollten die Schwestern zu Frauen haben, und jede wollte sich eine Burg bauen. Die beiden ältesten waren stolz und übermütig; die eine wählte sich den hohen Berg bei Talmesch und vermaß sich in einem Tage aus eigener Kraft eine Burg zu bauen, die wegen ihrer Schönheit Landskrone heißen sollte.
Die zweite wählte sich den Berg bei „Stolzenburg“. Sie wollte dasselbe in drei Wochen fertig bringen, was die Schwester an einem Tage zu tun gedachte, und „Stolzenburg“ sollte ihre Burg heißen.
Die dritte Schwester, die jüngste, fromm und demütig, die schönste von allen, sah für sich den niedersten Berg übrig geblieben, Michelsberg, und sprach: „Allein vermag ich nichts; aber mit Gottes Hilfe hoffe ich auf diesem Berg eine Burg zu bauen und eine Kirche dazu.“ Und siehe! fügt die Sage hinzu, die Burgen der stolzen und gottlosen Schwestern sind zerfallen, aber das Werk der frommen Schwester steht bis zu dem heutigen Tage.
Diesmal soll uns das Werk der zweiten Schwester näher beschäftigen – die Stolzenburg.
Sie ist ein Zeuge deutscher Kraft und deutschen Selbsterhaltungswillens aus schwerer Zeit und deshalb in der Sammlung: „Deutsche Kulturzeugen in aller Welt“ als Baubogen des Vereins für das Deutschtum im Auslande, entworfen von Josef Baron Bedeus von Scharberg, Architekt in Hermannstadt, von Else Kunkel in Berlin W 62, Kurfürstenstraße 105, herausgegeben. Zwar sind über die Gemarkung der Gemeinde verschiedene Völker gezogen: Der Boden derselben birgt Überreste aus der Stein- und Bronzezeit, Spuren aus der dakisch-römischen Periode, Urnen skythischen Ursprunges , Arbeiten altslavischer Herkunft und aus dem frühen Mittelalter stammend. verschiedenen Höfen und Gärten der Gemeinde könnte auf eine frühere Besiedlung geschlossen werden – doch das eine steht fest; die Ansiedlung in ihrer jetzigen Gestalt ist von den deutschen Kolonisten des 12. Jahrhunderts gegründet, und die Burg von Sachsen gebaut worden.
Wiewohl es auch in der luxemburgischen Urheimat ein Stolzenberg oder Stolzenburg gibt, scheint doch schon der Name darauf hinzudeuten, daß gleich bei Gründung der Gemeinde auf den äußersten Ausläufer des „Krähenberges“ eine kleinere Kirchenburg, etwa nach Art der heute noch stehenden Michelsberger, ausgeführt worden.
Die Ortssage weiß zu berichten, dass ursprünglich die Absicht bestanden habe, die Burg auf dem 1 ½ km entfernten „Burgbäsch“ auszuführen. Die Schanzen wurden ausgehoben, die Mauern fingen an zu wachsen, da – schneite es im September, als niemand solches erwartet hätte, einen tiefen Schnee. Was war nun zu tun? Es kam Hilfe von oben: Eine Taube schwebte sichtlich lange üben dem jetzigen Burgberge dicht vor der Gemeinde. Der Bau wurde hier von neuem begonnen und mit Leichtigkeit vollendet. Freilich schien das Werk den Nachfahren so gewaltig, dass eine zweite Sage den Bau, der den Bau der Menschen unmöglich, den Hünen zuschreibt.
Doch wie immer: Geschichtliche Tatsache ist, dass die Burg dort auf einem ungefähr 50 Meter hohen Hügel steht. Wie sie aber hingekommen, darüber schweigen sich sämtliche bekannte Urkunden aus. Das selten reiche Pfarrarchiv, dessen ältester Bestanteil bis zum Jahre 1326 hinausreicht, das aber freilich 1660 durch Georg Rakoczi II arg geplündert worden, enthält gar nichts darüber. Die an den Mauern selbst vorhandenen Inschriften stammen aus verhältnismäßig neuerer Zeit, offenbar nur von späteren Ausbesserungen her und besagen, soweit sie überhaupt noch leserlich, nichts über den eigentlichen Bau
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Wann die Burg erbaut wurde, ist nicht bekannt. Der Baustil deutet auf das 14. Jahrhundert. In Dr. Fr. Müller „Siebenb. sächs. Sagen“ beginnt der Burgbau im Jahre 1341.
Die Alten haben ferner erzählt: In alten, alten Zeiten wohnte hier stets ein Königsrichter, dem die ganze Umgebung gehorchte. Ein solcher ließ die Burg bauen und er hieß Stolz. In einer Aufzeichnung des Pfarrers Michael Klein (1833 – 1854) wird erwähnt, das “nach glaubwürdigen Aussagen auf einem Bogen im Innern der Burg, der dem Einsturz drohend“ – im Jahre 1824 abgetragen wurde, die Jahreszahl 1253 oder 1258 gestanden. (an einer Stelle der Ringmauer links von der Toreinfahrt, stehen zwei Jahreszahlen: 1612 und PMS 1613)
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Doch jedenfalls hat es einen älteren, aus Bruchsandsteinen ausgeführten Bau gegeben, dessen Überreste deutlich den romanischen Stil zeigen. Dieses erste Bauwerk haben der Zahn der Zeit oder wahrscheinlicher feindliche Anstürme in Trümmer gelegt, auf denen dann im Laufe der 15. und vielleicht zu Anfang des 16. Jahrhunderts bei der immer mehr anschwellenden Türkengefahr, jener gewaltige Bau ausgeführt worden, welcher noch heute unser Staunen erregt und besonders bei Annäherung von der Reußner Straße her einen wunderbaren Anblick gewährt.
Als Material mussten gebrannte Mauerziegeln verwendet werden, da Bruchsteine in der erforderlichen Menge in der Umgebung nicht mehr gefunden werden konnten und die weicheren Backsteine die Widerstandkraft gegen die immer mehr aufkommenden Feuerwaffen durch geringere Splitterung vermehrten. Die Westseite zeigt durch klar sichtbare Maueransätze deutlich drei Bauperioden. Zweifellos sind auch im 17. Jahrhundert verschiedene Nachbesserungen erfolgt.
Die Burg selbst hat die Gestalt eines von Norden nach Süden gezogenen unregelmäßigen Trapezoides. Sie umschließt zwei Höfe, einen nördlichen und einen südlichen, welche durch den Bau eines mächtigen gotischen Gotteshauses von einander getrennt sind.

Sie ist in ihrer heutigen Gestalt durch die Hermannstädter Provinz oder die Nationsuniversität als Bollwerk gegen die Nordgrenze des freien Sachsenbodens, da Reußen früher untertänig war, ausgeführt worden. Fertig ist sie samt der durch sie umschlossenen Kirche nie geworden, macht aber dessen ungeachtet mit ihren hochragenden Verteidigungsmauern, den fein ausgearbeiteten Schießscharten und Pechnasen, den hochgestreckten, edel geschwungenen gotischen Fenstern auf den Beschauer einen ehrfurchtgebietenden Eindruck. Rings um die Außenmauern liefen an den vorgeragten Öffnungen, aus denen auf die Angreifer fließendes Pech gegossen wurde, und vor den oft für Kreuzfeuer angelegten Schießlöchern für die Verteidigung die Wehrgänge, welche teils auf Bogenwölbungen, teils auf Balken ruhten.
Von der jetzt an dem südlichen Ende der Westseite des nördlichen Burghofes befindlichen, später gebrochenen Eingangstüre führt ein mit Pfeilern gestützter Mauerteil zu dem die Nordwestecke (Die Nordwestecke scheint nach der letzten Zerstörung von 1706 zuerst ausgebessert worden zu sein) bildenden, gut erhaltenen Verteidigungsturm, der an seiner Ostseite drei mit Eichenbohlen ausgefütterte Schießscharten für Kartausen enthält, und dazu an den beiden Außenseiten in mittlerer Höhe mit dem Wappen der Gemeinde, einem hängenden Hufeisen, geschmückt ist.

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Stolzenburger Wappen

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Ein Hufeisen von einem Kranz umgeben. Eben an diesem Turm auf der Nordseite stand eine längere Inschrift, die leider bis auf die erste Zeile durch den Regen vernichtet worden ist. Der erhalten gebliebene Anfang lautet:
Ut felix et fausta sit
( – Auf das sie (die Burg) glücklich und beglückt sei)
jubent Benedictus ex alto! (Mahnt der Segensgruß von oben)- fügt Pfarrer Johannes Leonhardi 1670 hinzu.
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Heute dient dieser Turm gleich seinem großen Nachbar, von welchem weiter unten die Rede ist, zum Aufbewahren des Speckes der Gemeindeglieder.
Ein kleiner Mauerfortsatz nach Osten führt zum mächtigen, 12 Meter im Gevierte umfassenden Hauptturme mit den vier gotischen Fenstern, dessen Mauern ein Dicke von 3 ½ Metern erreichen. In ihm stehen noch Reste von Fruchtkästen, die in der Burg verteilt, bis zum Weltkriege die Weizenvorräte der besseren Wirte enthielten. Es war der Stolz der letzteren, diese Behälter immer voll zu halten. Die Requirierungen habe sie geleert, und sie sind seither nicht mehr gefüllt worden und zum größten Teile verschwunden.
Auf der Nordwestecke des pyramidenförmigen Daches dieses „Burgfriedes“ steht ein Türmchen, das einen prächtigen Rundblick über die ganze Gemeinde gewährt.

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glocken-grosser-turm

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Die drei Glocken der ev. Kirchengemeinde befinden sich, da die im Dorf stehende ev. Kirche keinen Turm hat, auf dem Hauptturm der Burg.
Die größte hatte bei der Zerstörung von 1707 einen Riss erhalten und ward im Jahre 1728 umgegossen. Die zweitgrößte (Betglocke) ward ebenfalls umgegossen im Jahre 1774. Das Umgießen fand im Orte selbst nach den einen im Hof 166, nach den anderen vor dem Hauptturm und in der Nähe der Dampfmühle, in der „Nenges“ statt.
Die Alten haben erzählt: Als die Glocke gegossen ward, fand ein Gottesdienst statt und die ganze Gemeinde kniete, bis der Guß fertig war.
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Die älteste mit der damals üblichen Inschrift: „O rex gloriae, veni cum pace!“ ( O König der Ehren, komm mit deinem Frieden! ) wohl aus dem 15. Jahrhundert stammt und somit alle Kriegsstürme überdauert hat, während die beiden anderen, nach der letzten Zerstörung der Burg durch die Kurutzen, gegossenen, im Weltkriege während der Jahre 1916 und 1917 von der Heeresverwaltung zur Erzeugung von Artilleriegeschossen beschlagnahmt und fortgeführt wurden. An deren Stelle wurden im Jahre 1925 zwei neue Glocken durch den hochwürdigen Herrn Bischof eingeweiht; die große 1055 Kilogramm schwere mit der Inschrift: „Die Schwester, die einst hier gesungen, ist fern in blut`ger Schlacht verklungen. O bring` das Lied aus meinem Munde Euch Sterblichen des Friedens Kunde“, die kleine 266 Kilo wiegende, wird bei Leichenbegräbnissen von Kindern geläutet und trägt daher das Bibelwort: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“. So hat die Meisterhand des Ingenieurs Fritz Kaunz unter Einbeziehung der alten als mittleren Glocke ein würdiges harmonisches Geläute geschaffen.

An diesen Hauptturm, welcher an seiner Ostseite auch noch den großen, stöckigen Pfarr-Kornkasten aus der Zehntenzeit beherbergt, schließen sich die Ruinen eines im Grundrisse ein unregelmäßiges Sechseck bildend stockhohen Gebäudes, dessen Erdgeschoss – Einwölbung teilweise noch vorhanden, und welches im Volksmunde den Namen „Pfarrstube“ trägt. Vor Amtsübernahme fragte der neu gewählte Pfarrer Simon Orhendius am 1 Dezember 1633, „ob ihm die Gemeinde auf Lebenszeit überlassen wolle die Orte und Wohnungen in der Burg, welche sein Vorgänger in Benützung gehabt, sowohl für Kriegs- als für Friedenszeiten?“. Die Leute antworteten einmütig; „Warum nicht? Der Verstorbene ehrwürdige Herr (Thomas Bordan) der ließ uns und floh in die Stadt. Weil wir aber hören, das Euer Fürsichtigweisen bei uns bleiben will, so wollen wir dies desto lieber tun. Überdas so sind solche Orte den Pfarrherren immer zugehörig gewesen, als die Stube, die Keller und die kleine hintere Hall für die Roß-Ställe und andere Sache zu behalten“.
Vom südlichen Teile der Pfarrstube führt dann die Umfassungsmauer gradlinig, und in diesem Teile mit Schießscharten für Kanonen versehen, weiter nach Osten, um in einem rechten Winkel zum Torturme, der eigentlichen Eingangspforte, zu führen. Dieser ursprünglich ebenfalls mit einem Dache in Pyramidenform versehen, ist in seinem oberen Teile eingestürzt, und durch den vielen Schutt um ein gutes Stück niederer geworden als er ursprünglich war. An der Außenfront sind noch die Mauerrillen sichtbar, in welchen bei Feindesgefahr das Fallgitter herabgelassen wurde.
Durch den Turm führte unter einem gewölbten Gange die Einfahrt zunächst in den südlichen Hof und von hier durch ein ebenfalls überwölbten, an der westlichen Burgmauer vorüberführenden Weg in den nördlichen Hof. In dessen Mitte steht die im Jahre 1921 aus Anlass der Feier der 200. Wiederkehr des Geburtstages des Gubernators Samuel Freiherr von Brukenthal gepflanzte Gedächtnislinde.
Unmittelbar an den Torturm schließt sich das den Kern des Ganzen bildende mächtige, dreischiffige Gotteshaus, von welchem leider nur noch das südliche Seitenschiff die feingeschwungenen gotischen Bogenarkaden zeigt und uns erkennen lässt, welch herrliches Kunstwerk da der Zahn der Zeit und vielleicht die Rohheit und der Unverstand der Menschen vernichtet hat. Ein aus dem Jahre 1856 stammendes Gemälde zeigt noch einen Teil der nördlichen Arkadenreihe aufrecht stehend. Ihr Ziegelbestand soll nach ihren Zusammensturze, dem man vielleicht auch etwas nachgeholfen, zur Aufführung der Umfriedungsmauern des Gottesackers verwendet worden sein. Der letzte Rest ist gelegentlich des Erdbebens vom 26. Januar 1916 eingestürzt. Vor dem Eingange in das Mittelschiff läuft unter Bogenwölben ein Verbindungsgang zwischen beiden Höfen, von dem schon oben die Rede war. An der abgeschrägten Ostseite befindet sich ein Vorbau, der im 19. Jahrhundert gleich dem Torturme als Gemeindearrest benutzt worden war, und aus dem, dem Volksmunde nach ein unterirdischer Gang, dessen obere Öffnung noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch sichtbar gewesen, in den Pfarrkeller geführt haben soll, wo aber keine Spur mehr davon zu finden. Das die Durchfahrt vom Torturme in den zweiten Hof quer durch die Ostseite des Mittelbaues geht, hat Zweifel darüber aufkommen lassen, ob dies wirklich eine Kirche gewesen, da ja dann kein Platz für das Chor sei. Allein der ganzen Sachlage nach ist es anders gar nicht möglich gewesen und es gibt noch Gotteshäuser, wie z. B. in Rothenburg an der Tauber, Ybbs an der Donau und Eggenburg in Nieder-Österreich, wo der Altar im Stocke gebaut und auf einer Treppe zu erreichen ist.
Ausgebaut worden und in Benützung gestanden ist das Gotteshaus als solches nicht, da nur sehr wenige Stellen an der rohen Ziegelmauer mit Mörtelbewurf versehen sind. Auch dass sie je eingedeckt gewesen, mag bezweifelt werden. Darauf, dass diese Kirche teilweise auf den Ruinen eines älteren Gotteshauses aufgebaut worden, deuten das romanische Westportal und die vermauerten Rundbogenfenster hin.
Der südliche Burghof hat ungefähr die Form eines Dreiecks, das durch den quadratischen Turm abgeschlossen ist. Spuren von den hölzernen Wehrgängen, welche stellenweise in zwei Reihen über einander gegangen, sind noch in der Mauer zu sehen; desgleichen Spuren von Wohnkammern, welche den Dorfbewohnern und Verteidigern während der Belagerung zur Unterkunft dienten. An der Westseite schließt an den Mittelbau eine basteiartige Ausbuchtung mit Schießlöchern für schwere Geschütze an, welche offenbar den Zweck hatten, die Heerstraße von Mediasch nach Hermannstadt zu beherrschen.
An den Südturm ist zuerst eine Eiförmige Bastion zur äußersten Verstärkung angeschlossen worden, in deren Innerem sich der Burgbrunnen befindet, welcher ursprünglich bis zur Talsohle gereicht hat und 40 Meter tief gewesen sein soll.

Der südliche Abschluss dieser Bastei ist im Jahre 1872 zusammengefallen und der Zugang zu ihr demnach offen.
Vom Südturme soll überdies weit ausgreifend eine zweite, äußere Ringmauer gestanden sein, welche aber bei Zerstörung der Burg im Jahre 1706 dem Erdboden gleich gemacht worden sein soll, so dass jetzt nur noch unterirdische Spuren von ihr zu finden sind.
Die Gesamtausdehnung der heute noch stehenden Ringmauern hat eine Länge von 380 Metern. Sie ist stellenweise von mächtigen Strebepfeilern gestützt und erreicht an der Ostseite, entsprechend der Stirnwand der Burgkirche, eine Höhe von 18 Metern.
An einer Stelle der Ringmauer links von der Toreinfahrt stehen zwei Jahreszahlen: 1612 und 1613. Es ist aber offenbar um diese Zeit eine gründliche Ausbesserung der Burg vorgenommen worden, wie denn die einzige vor 60 Jahren noch entzifferbar gewesene Inschrift an der westlichen Burgmauer von einem Hermannstädter Johann Brandt im Jahre 1611 hingesetzt, in lateinischer Sprache besagte: „Gabriel Batori, Schrecken des Vaterlandes! Die Schönheit hat dir Gott, die Seele der Teufel gegeben. Mit beiden wirst du zur Hölle fahren“. Sonst findet sich nur auf dem kleinen Speckturme in der Nordwestecke der Anfang einer Inschrift: „ Ut felix et fausta sit …… „ – das sie glücklich und beglückt sei“, was ebenfalls nichts besagt.
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Der Umstand, dass die Burg bei nahender Gefahr von Hermannstadt aus mit “Bombarden, Büchsenschützen und Pulver“ versehen wurde, dass, wie im Jahre 1662, Soldaten der sächsischen Universität sie visitierten und auch sonst städtische Krieger die Besatzung verstärkten, wie im Jahre 1529, läßt darauf schließen, dass die Burg mit Hilfe des ganzen Königbodens oder doch des Hermannstädter Stuhles als Bollwerk im Norden des Sachsenlandes erbaut worden ist. Jedenfalls beherrschte sie das an ihrem Fuße vorbeiführende Defilee der Straße Hermannstadt — Mediasch, und es hatte da jeder diese Straße ziehende Kriegshaufen mit dem festen Kastell zu rechnen.
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So hat uns die Burg selbst weiter nichts zu verkünden. In der Geschichte kommt sie zu ersten male im Jahre 1529 vor. Es war die Zeit, da nach dem in der Schlacht bei Mohatsch erfolgten Tode des Königs Ludwig dem II. der Streit um die Krone Ungarns entbrannte. Der Reichstag in Pressburg hatte noch im Jahre 1492 für den Fall des kinderlosen Todes Ludwigs die Thronfolge Ferdinands von Österreich, des Bruders Kaiser Karl des Fünften, zu Recht erkannt. Die Herzen der Sachsen, welche diesem Beschlusse ausdrücklich zugestimmt hatten, schlugen dem rechtmäßigen deutschen Könige entgegen, während die ungarische Nationalpartei den Woiwoden von Siebenbürgen Stefan Zapolya als Gegenkandidaten auf den Schild erhob. Die Folge war ein langer Kampf, in dessen Verlaufe Hermannstadt unter der heldenmütigen Führung des Sachsengrafen Markus Pempfflinger eine siebenjährige Belagerung glücklich überstand, die Stolzenburg aber zum ersten Male geschichtlich erwähnt wird. Pempfflinger, der sich auch sonst als kühner Führer bewährt, hatte neben der Heltauer auch die Stolzenburg in besseren Stand gegen feindliche Anläufe setzen lassen, und noch Anfang Oktober 1529 zu ihrer Verteidigung „Bombarden, Büchsenschützen, und Pulver“ aus Hermannstadt in sie bringen lassen. Da überfiel unversehens ein feindlicher Haufe die Stolzenburg und nahm sie ein. Das Dorf ging in Flammen auf und die Gefangenen wurden rings auf den Mauern gespießt und in Pfähle gezogen. Doch Pempfflinger schickte gleich, nachdem er von diesem Unglücke erfahren, von Hermannstadt Martin Hähn nach Stolzenburg, der bei Fackelschein dort eintraf, und unter dessen Führung die Bauern die Burg wieder abgewannen. Dann erschlugen sie gleich in der anderen Nacht der Einnehmung mit gleichem Betruge den ungarischen Hauptmann und jagten die anderen über die Mauern. An das Haus desjenigen, der den Anführer mit der Axt erschlagen hatte, schrieben sie einige lateinische zweizeilige Verse und den deutschen Spruch:
„Hans David der kühne Mann
Schlug den Haan auf den Kamm“.
Dann verstärkten die Hermannstädter die Befestigungen neuerdings und legten am 7. November unter dem Hauptmann Lang wieder 20 Büchsenschützen hinein. Und so hat sich die Burg gehalten, bis der Krieg zu ende war. Ferdinand belobte nachher die Stolzenburger für ihre standhafte Treue in einem besonderen Dankschreiben.
Zum zweiten Male wurde die Burg in den Schreckenszeiten des Fürsten Siegmund Bathori, dessen wankelmütige Gesinnung das arme Vaterland in furchtbare Kriegswirren stürzte, durch seinen Feldherrn Moses Szekely im Jahre 1602 eingenommen.
Da der hin- und herschwankende Fürst Georg Rakoczi II. nach seinem unbedachten Feldzuge gegen die Walachei und Polen den Zorn des Sultans erregt hatte, verwüsteten dessen Horden, von Kronstadt kommend, weithin das Land, und mit vielen anderen Gemeinden wurde 1658 auch Stolzenburg niedergebrannt; nur die Burg selbst widerstand den Anstürmen der barbarischen Feinde, und rettete, was in ihren schützenden Mauern Sicherheit gesucht hatte.
Am Johannistage des Jahres 1662 schickte die sächsische Universität auf Geheiß des Fürsten Apafi (Michael Apafi I. 1632; † 1690 war Fürst von Siebenbürgen
Er entstammt der alten siebenbürgischen Adelsfamilie Apafi. 1661 wurde er von Ali Pascha von Silistra als Fürst von Siebenbürgen eingesetzt. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahre 1690, danach wurde Emmerich Thököly sein Nachfolger.) Trabanten nach Stolzenburg, um das Kastell zu visitieren. Diese blickten dort zu tief in den Becher, gerieten mit den Einwohnern in Streit, schossen um sich und verletzten vier Personen, von denen eine, der Bursche Lorenz Siewert, getötet wurde.
Nachdem mit dem Eintritte der kaiserlichen Herrschaft in Siebenbürgen neue Hoffnung auf endliche Friedenszeiten eingezogen war, brach im Jahre 1703 von seiten der magyarischen Nationalpartei gegen den deutschen Herrscher unter Führung des Franz Rakoczi neuerdings eine Empörung aus, welche den Namen des „Kurutzenkrieges“ führte und das arme Heimatland wieder in entsetzlichen Jammer stürzte. Diesem fiel auch unsere Burg – man hatte noch im Jahre 1703 die Kanonen von dort zur Verstärkung nach Hermannstadt gebracht – endgültig zum Opfer: Am 11 Oktober 1706 wurde sie vom Kurutzenführer Lorenz Pekri eingenommen, nachdem im Vorjahre mehrere Männer auf dem Felde niedergeschossen und mit dem Schwerte getötet worden waren. Die äußere Ringmauer wurde dem Erdboden gleich gemacht, und der innere Teil der Burg erheblich beschädigt, indem die brennbare Teile durch Feuer zerstört und die Glocken vom Turme herabgestürzt wurden. Die Einwohner der Gemeinde wurden in alle Winde zerstreut.
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Der damalige Prediger Johann Fabri, ein gebürtiger Meschendorfer, klagt: „Vier Jahre (von 1704 an)… habe ich keine einzige Gabe Zehnten genommen und dazu sehen müssen, wie unser Kastell schelmischerweise eingenommen und in Staub gelegt wurde
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1713 wird eine Sammelaktion in sächsischen Ortschaften veranstaltet, um die zerstörte Burg wieder aufzubauen.
1717 wird mit der Wiederherstellung begonnen, wobei der Nordwestturm oder Speckturm nach außen hin mit dem Dorfwappen (einem Hufeisen, das an einer Weinranke hängt.) und einer lateinischen Inschrift versehen wird. Die Inschrift lautet: „Ut felix et fausta sit…Zu Deutsch: „Das, sie /die Stolzenburger oder die Spender, die zum Wiederaufbau beigetragen haben, / glücklich und gesegnet sein mögen. “ Was in der Inschrift weiter folgte, ist nicht mehr zu entziffern.
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1719 brach die Pest aus. Die Gemeinde verlor durch die Seuche innerhalb dieses Jahres 262 Seelen. Die 108 überlebenden sächsische Familien mussten den Boden der Gemarkung bis dahin allein bearbeiten; daher wurden 56 rumänische Familien angesiedelt. Ebenso wurden die versprengten Kuruzzen in der Gemeinde aufgenommen. Sie durften sich in der sog. Kuruzzenzeile niederlassen.
1734 und 1754 kamen österreichische Transmigranten (Landler) in die Gemeinde. Sie wurden in der Niedergasse und an der Ausfallstraße nach Hermannstadt ((Niedergasse, Kurze Zeile, Tranchement, Neugasse-Hundsbach)) angesiedelt.
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Im Jahre 1715 hatte man dann begonnen, die zerstörte Burg mit Hilfe des Hermannstädter Stuhles wieder herzustellen.
Offenbar durch die furchtbare Pest von 1719 welche 242 Menschen dahinraffte, wurde diese Arbeit unterbrochen und dann nicht wieder aufgenommen, weil sie in der nun endlich eintretenden Friedenszeit nicht mehr notwendig war und angesichts der sich immer mehr vervollkommnenden Feuerwaffen keinerlei entsprechenden Widerstand leisten konnte. In der Tat hat sie seit mehr als 222 Jahren keine kriegerische Unternehmung mehr erlebt. Wohl besuchten sie im Februar 1849 die feindlichen ungarischen Freiheitskämpfer – aber nicht, um sie anzugreifen, sondern um ihren Scherz zu treiben, indem sie auf den aus den Türmen hervorgeholten Speckseiten in die Tiefe Schlitten fuhren, oder diese als Dolman den Husaren um die Schultern hängten. Im Weltkriege zogen deutsche Truppen 1916 als Freunde durch und haben sich in großer Zahl in das Gedenkbuch der Burg eingetragen, zu deren Ruinen auch sie staunend emporblickten.
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Der Burgberg ward vom Jahre 1898 an mit Obstbäumen bepflanzt.
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So grüßt dies ragende Denkmal aus vergangenen Tagen zu uns herüber, und erzählt uns von schrecklichen, wirrvollen Zeiten. Es berichtet uns aber auch von Mannesmut und Lebenswillen, den unsere Väter in einem Maße zum Ausdrucke gebracht, das noch immer unsere ehrfürchtige Bewunderung herausfordert und uns zu würdiger Nachfolge anspornt. Darum wollen wir uns auch im Kampfe der Gegenwart nicht niederbeugen lassen durch die schwermütige Klage, die Karl Bleibtreu in die Verse fasst:

„Ob die stolzen alten Mauern
Bröckeln auf dem Bergesjoch,
Von der Burg in dumpfem Trauern
Klagt die alte Glocke noch:

“ “Komm, o König, du der Ehren,
Komm mit deinem Frieden komm!“ “
So, umbraust von Feindesheeren,
Sang die Glocke frei und fromm.

Nimmer ist der König kommen,
Frieden nie in steter Not –
Fern am Horizont entglommen
Ist ein spätes Morgenrot“.

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1870 stürzte ein Teil des südlichen Torturms ein, 1872 ein Teil der Mauer.
Während des ersten Weltkriegs wurde eine wertvolle Glocke für Kriegszwecke eingeschmolzen.
Während des Zweiten Weltkriegs mussten viele junge Leute zur SS einrücken. Um so drückender war die Nachkriegszeit.

Am 13. Januar 1945 wurden 206 Mitglieder der sächsischen Gemeinde nach Russland deportiert. 32 von ihnen starben in Russland. Die Daheimgebliebenen wurden enteignet.

Im Saal des Kulturheims wurde eine Wandmalerei aus dem Jahr 1905, ein Werk des Münchner Malers H. Hoffritz, überpinselt. Er hatte Sagen zur Entstehung der Burg dargestellt.
1957 wurde die Burg aus Gemeindespenden restauriert.
1959 erfolgte eine umfassende Restaurierungsarbeit aus Staatsmitteln.Die Stolzenburger Wehrburg steht heute unter Denkmalschutz (Nr. 2819).
In den achtziger Jahren setzt der große Exodus ein. Über 1400 Seelen wandern nach Deutschland aus. Im Jahr 1990 waren es 700 Seelen. Der deutsche Oberzyklus (der Allgemeinschule) hört auf zu bestehen.

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Die Kirche am Fuße der Burg

Sie ist auch eine Bartholomäuskirche, im gotischen Stil erbaut. Bei der Erweiterung der Südseite im Jahre 1788 fand man an der Wand eine Jahreszahl 1592.
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1394 wird sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um die Allerheiligenkapelle, die sich in der späteren Ruine befand. Um das Jahr 1400 wurde am Fuß des Berges eine spätgotische Saalkirche gebaut. Sie wurde dem Heiligen Bartholomäus geweiht.
1750 wurde die spätbarocke Kanzel aufgestellt.
1773 entstand der barocke Altar, zum Teil auch aus älteren Bestandteilen,
Im Chor, neben dem Altar rechts und links wurden die Grabsteine zweier Stolzenburger Pfarrer aufgestellt:
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Das Chor ist auffallend lang und in schöner Gotik erbaut.
Das Schiff scheint, dem Stile mit den romanischen Bögen unter der Orgelempore nach
zu schließen, später angebaut worden zu sein.
Pfarrer Daniel Henrich (1854 – 1863) mutmaßt, dass dieser Chor, einen separaten Eingang hat, vielleicht die aus den Einkünften des 40tägigen Ablasses von Pfarrer Balbrunus erbaute „Allerheiligen–Kapelle“ sei.
Die Kirche ward auch dreimal zerstört: 1529, 1602, 1707 und der Altar im Jahre 1849 stark beschädigt.
Die letzte Restauration fand im Jahre 1905 statt durch Presbyterium, Frauenverein und einzelne fromme Stifter.

Beachtenswert in der Kirche sind:

1. Das schöne Maßwerk der Fenster, Dreipässe und Vierpässe, 1907 hergestellt.
2. Der hohe Altar im Rokokostil aus dem Jahre 1773, mit drei großen beweglichen Bildern: Geburt, Kreuzigung, Auferstehung, zum Teil gute Kunstwerke.
Den ersten Altar soll der Pfarrer Petrus Rasoris, Doktor der Rechte, der Medizin sowie des kanonischen Rechtes, im Jahre 1513 erbaut haben.
Der zweite ward 1729 errichtet, der jetzige im Jahre 1773.

 

3. Die Orgel, ebenfalls im Rokokostil, mit den Bildnissen von Maria Theresia und Josef dem II. Die erste Orgel stammte vom Jahre 1698 und kostete 120 fl., die zweite 1718, Ihr Preis betrug 200 fl.
Neu hergestellt ward die im Jahre 1707 von den Kurutzen zerstörte Orgel 1773 unter Pfarrer Hertel.

„Bey der Orgel und Altar einweyhen für Brot, Speck, und 4 Spanferkeln, Licht, Pfeffer, Milchrahm, Reiß, 4fl. 76 kr.“ steht in der Rechnung.

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Sie ist ein Werk des Hermannstädter Orgelbauers Johannes Hahn.
Der Maler ist Stephan Adolph Valepagy und er kommt aus Mediasch.
Die Orgel ist ein Geschenk der Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahr 1773.
Im linken Konterfei ist sie ohne Perücke (!) dargestellt.
Rechts sieht man ihren berühmten Sohn Joseph II.

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Repariert und gestimmt wurde sie im Jahre 1869 durch E. Rhadek aus Hermannstadt, und im Jahre 1908 durch G. Wagner aus Botsch.

Aktuell: Die Stolzenburger Orgel. Link zur Seite „Neues aus Stolzenburg“

  1. Die Kanzel, ebenfalls Rokoko, ein Geschenk des Pfarrers Michael Soterius (1746 – 1762)
    Daran das nett gearbeitete, von Pfarrer Jos. Bruckner (1790 – 1804) gewidmete Geländer mit den Namensinitialen Bruckners.
  2. Das Taufbecken aus blaugestreiftem Alabaster aus dem Jahre 1759
    6. Die drei schönen gotischen Portale.
    7. Die 5 türkischen („Persianischen“) Teppiche.
    8. Die geschmackvollen Chorstühle.
    9. Der Grabstein des Pfarrers Thomas Bomelius (+1592)
    Der Verfasser des „Eigenlandrechtes der sächsischen Nation“ und Mitglied der Ehrengesandtschaft an Melanchton nach Wittenberg.
    Er nahm zuerst Teil am Thronstreit zwischen Ferdinand und Szapolyai, war hierauf Ratsherr in Hermannstadt und wurde dann Pfarrer in Stolzenburg.
    10. Der Grabstein des Pfarrers Thomas Bordan (1591 – 1633) in der in den Stein gemeißelten Gestalt mit dem damaligen Pfarrerornat und der selbstverfassten sinnigen Grabschrift.
Grabstein des Pfarrers Thomas Bordan (1591 - 1633)
Grabstein des Pfarrers Thomas Bomelius (+1592)

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Es handelt sich um den in Kronstadt geborenen Thomas Bomelius (+ 1592) und um den Hugenotten Thomas Bordan (+ 1633).
Bomelius hat ein lateinisches Buch bei Honterus drucken lassen, das das erste auf siebenbürgischem, später auch auf rumänischem Boden gedruckte Buch sein sollte. Das Papier wurde aus der Kronstädter Papiermanufaktur des Honterus bezogen.
Der Grabstein des Thomas Bordan ist gut erhalten. Bordan wird in Amtstracht mit Bibel, Kelch und Familienwappen dargestellt.
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11. Das St. Stefanskreuz (Doppelkreuz) an einer Deckplatte des Schiffes.
12. Die zierlich gearbeitete Brüstung des Chorstuhles an der Nordseite.

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Pfarrhaus Stolzenburg

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Das ev. Pfarrhaus

Wurde im Jahre 1864 in seiner jetzigen Gestalt adaptiert. Das überaus große Gassenzimmer heißt im Orte „die Turmstube“ (einstens Kapelle?).
Ein Bild des früheren Pfarrhauses befindet sich im Besitze der Stadtpfarrerfamilie Klein. Die massiven Mauern deuten an, daß das Gebäude einst nicht nur Wohnungszwecken diente, Fürst Georg Rakoczy, Michael Apaffy, General Bem u. A. sind seine Gäste gewesen.
Das Pfarr–Archiv besitzt viele Original–Urkunden; die ältesten sind die 3 Urkunden vom König Karl Robert: 2 von 1311, 1 von
1326, die vom Papst Clemens vom Jahre 1472, aus Avignon datiert, 3 vom Konstanzer Konzil aus den Jahren 1414 und 1416.

Ferner befindet sich im Pfarrhaus der Rest des alten Kirchenschatzes:
1. Das große stark vergoldete Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert mit den Bildern des Herrn, der 4 Apostel und des h. Bartholomäus.
2. Ein Kelch aus derselben Zeit und in gleich sauberer gotischer Arbeit, vergoldet, mit Draht–Email–Platten und den eingravierten
Büsten des Herrn mit der Himmelskrone und dem Signum der Jesuiten I. H. S. = Jesus Hominum Salvator, des Papstes Clemens mit der Tiara, eines Bischofs,
der h. Barbara, Katharina und Ursula.
3. Ein vergoldeter schön gearbeiteter Kelch aus dem 16. Jahrhundert in Renaissancestil.
4. Ein Kokosnußkelch.
5. Mehrere zinnerne Abendmahlkrüge.

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Die ev. Schule

Sie ward im Jahre 1906 erbaut nach dem Plane des Ingenieurs Hermann Wagner aus Hermannstadt um den Preis von 36 000 Kronen.
Sehenswert darin die Wandmalerei des Saales von den akad. Malern Heinrich Hofritz aus München und Fr. Eller aus Venedig mit den Darstellungen:
der Burgbau,
der Rattenfänger,
der alte Landmann an seinen Sohn,
die Ankunft der Transmigrantenfamilie,
der Riese auf dem Berge, die versunkene Glocke,
des Riesen Spielzeug,
und den Wappen Ungarns, sächsischer Städte, und dem Bild der Stolzenburg.

Die erste Schule wird im interessanten Pfarrwahlprozess von 1394 erwähnt; ihr Rektor ist Alerius, der erste urkundlich nachgewiesene sächsische Dorfrektor.
Eine Schule wird auch unter Pfarrer Bomelius um 1590 erwähnt. Das alte, im Jahre 1908 zu Lehrerwohnungen adaptierte Schulgebäude wurde unter Pfarrer Bergleiter
dem nachmaligen Bischof, im Jahre 1818 erbaut.
Im Jahre 1833 besuchten die Schule 130 Schüler; im Jahre 1908 beträgt die Schülerzahl 260.
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Im Saal des Kulturheims wurde eine Wandmalerei aus dem Jahr 1905, ein Werk des Münchner Malers H. Hoffritz, überpinselt. ( Im Auftrag der kommunistischen Regierung Rumäniens).

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Die Bewohner

Ältere Ansiedlungen lassen sich auf Grund der Funde in der Umgebung feststellen:
1. Eine Siedlung in der Steinzeit, 3000 v. Chr. auf der „alten Burg“, einem sehr steilen Bergkegel 1 1/2 Stunden östlich
von der Gemeinde gelegen.
2. Eine in der Bronzezeit, etwa 1000 v. Chr. auf dem in der Nähe ragenden „Burgbesch“.
3. 100 – 300 dakische und römische Spuren.
4. 500 – 800 Slaven im „Homm“ im Tal von der Mühle an bis zum Großscheurner Hattert.
5. Von 1141 an Sachsen.
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1282 wird Stolzenburg in Urkunden zum ersten mal schriftlich erwähnt als „Stolchumbercht“.

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Die sächsische Ansiedlung mag anfangs recht groß gewesen sein; der ausgedehnte Hattert, 11 437 Kat.–Joch, läßt
darauf schließen. Die Sage (Müller a. a. O.)berichtet, daß die Gemeinde, aus der 600 Pflüge ausfuhren, Hauptort des Kreises war.
Der Mongolensturm, die häufigen Seuchen und die vielen Kriege hatten die erste Bevölkerung fast ganz vernichtet.
Es kamen stets, von 1664 durch die Kirchemmatrikel nachweisbar, neue Zuwanderer aus den Dörfern der näheren und ferneren Umgebung.
Im Jahre 1735 kamen die ersten „Transmigranten“ aus dem Salzburgischen zusammen mit denen von Großau. Später folgten andere von Österreich, Kärnten, Steiermark, Baden, Durlach Hanau, Preußen bis 1552, die letzten bis zum Jahre 1778, der allerletzte aus Straßburg.

Die meisten zogen wieder fort, die festbleibenden nahmen Tracht und Dialekt der Stolzenburger an.

Um 1700 befahl der Hermannstädter Magistrat, auch den Romänen das Ansiedlungrecht zu gewähren.

Um 1800 siedelten sich die Bäiäschen, frühere Goldwäscher, an, die auch hier, im Schelzen-Bach, anfangs Gold wuschen, aber zu wenig fanden.
Im Jahre 1847 zählte die Gemeinde: 1065 Sachsen, 1004 Wallachen und 61 Zigeuner und Bäiäschen Familien.
1908 sind von den Einwohnern: etwa 1515 Sachsen, etwa 1200 Romänen, etwa 330 Bäiäschen und Zigeuner.
Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist der Landbau.
Es gibt gute sog. „Sächsische Kürschnereien“; die recht sinnigen Stickmuster werden mit großer Akkuratesse nach dem bloßen Augenmaß gezeichnet und gestickt, besonderes schöne Brustpelze u. a.
Die weiße Festtracht der Stolzenburger Sachsen ist eine bekannt kleidsame.
Schade, das diese weiße Tracht immer mehr schwindet!

Die Krone der Gemeinde, die Burg, außer Vaydahunyad (in Budapest) wohl das schönste Baudenkmal Siebenbürgens, war bisher vor den nagenden Einflüssen der Witterung leider nicht geschützt.
In den letzten Jahren sind einige Stellen durch Untermauern vor dem drohenden Einsturz bewahrt worden. An der Oberfläche der Mauern aber, die dem Zerstörungswerk vom Regen und Schnee und Frost offen ausgelegt sind, macht sich der Verfallsprozess immer deutlicher bemerkbar. Ein Zementguss, auf der Mauerhöhe angebracht, würde den schönen Bau um Jahrhunderte länger erhalten.

Die Eigentümerin, die ev. Kirchengemeinde, vermag die Kosten dieses Schutzes in absehbarer Zeit nicht aufbringen, da die Kirchenkasse kaum für die großen Ausgaben der in den letzten zehn Jahren durchgeführten Neu- und Umbauten aufkommen kann. (Stand Buchdruck von 1908)

Möchten, aber alle berufenen Kreise es als eine Ehrenpflicht ansehen, die schöne Burg zu erhalten, auf dass wenigstens an dem Gebliebenen sich bewahrheite — der Anfang der Inschrift : Ut felix et fausta sit!

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