Weihnachten in Stolzenburg
Et wor emol…
Wie ich als Siebenjährige die Advent- und Weihnachtszeit im Stolzenburger Pfarrhaus erlebte
Das Pfarrhaus hat keine Öffnungszeiten. Es steht den Menschen sozusagen rund um die Uhr offen. Ob der Pfarrer mit seiner Familie gerade beim Essen ist oder die Kinder just gebadet werden: Es ist meistens ein Kommen und Gehen. Der eine möchte seinen Sohn vom Konfirmandenunterricht wegen dringender Hilfe auf dem Feld befreien lassen, der andere bittet um das Letzte Abendmahl für ein Familienmitglied, der dritte hat eine Frage wegen Reparaturarbeiten auf dem Kirchhof. Um jedoch ins Amtszimmer des Pfarrers zu gelangen, muss man erst die große Wohnküche passieren. Privatsphäre gibt es hier demnach nicht und ein Telefon zum Anmelden auch nicht. Pfarrer sein ist ja schließlich auch keine Privatangelegenheit!
Während der Advents- und Weihnachtszeit jedoch geht es manchmal zu wie im Taubenschlag. Das Kind, das hier seit der Geburt sein Zuhause hat zusammen mit seinen Eltern, den beiden großen Brüdern und der Großmutter, ist ungefähr sieben Jahre alt und der Advent ist daher nicht nur eine geheimnisvolle Zeit, in der plötzlich die Lieblingspuppe auf seltsame Weise verschwindet, weil sie vom Christkind neue Kleider erhalten soll, sondern auch eine spannende mit vielen unterschiedlichen Menschen, die das Pfarrhaus in irgendeiner Angelegenheit aufsuchen. Jeden Tag ereignet sich etwas und das Kind findet das Leben herrlich.
Am Vorabend des 1. Advent zum Beispiel treffen sich vier Gruißmaid (konfirmierte Mädchen), die auch ein Ehrenamt in der Schwesternschaft inne haben, in der geräumigen Wohnküche (42 m2!) des Pfarrhauses. Sie setzen sich um den Tisch herum und binden dort zwei Adventskränze: Einen riesengroßen für as haurz Kirch (die teure Kirche) und einen etwas kleineren für die Frau des Pfarrers, fortan einfach Frau Pfarrerin genannt, den diese über dem Lampenschirm in ihrem Wohnzimmer an roten Schleifen aufhängt, die bis zur Decke reichen. Tannen- und Harzduft im ganzen Raum, dazu spannende Gespräche der Gruißmaid und das Kind lauscht und spitzt die Ohren!
Am 1. Adventsonntag geht der Trubel gleich weiter: Nach dem Kindergottesdienst holen die Kinder ihre Texte für das Krippenspiel und die Gedichte im Pfarrhaus ab, denn alle wollen unbedingt Teil der Weihnachtsgeschichte sein und darin eine Rolle spielen! So sitzen auch sie am großen sauberen Küchentisch und schreiben ihre Texte von der Vorlage hastig ab, denn die nächsten Kinder warten schon.
Ein paar Tage vor dem Fest wird – wie überall in der Gemeinde – das ganze Haus von oben bis unten geputzt, Gardinen und Teppiche gewaschen, der Fußboden in allen fünf Räumen blank gescheuert, dass es nur so nach Lauge, Seife und Sauberkeit duftet.
Vorher aber steht noch der Schlachttag an, das Schwein wird abgetan. Nun ist wieder die große Küche Mittelpunkt des Geschehens: Vater, Mutter, Großmutter, der zuverlässige Schlachtermeister und eine geschickte Helferin verarbeiten an einem einzigen Tag die 140 Kilo der Fanny. Das Kind weiß noch nicht, dass man Tieren, die man später essen will, keine Namen geben sollte.
Am 24. Dezember zieht dann ein Brot- und Hanklichduft durch die Straßen des Dorfes, denn ohne diese Herrlichkeiten möchte kein Haus das Fest begehen.
Der Weihnachtsbaum im Pfarrhaus ist in diesem Jahr so schütter, dass der Härr Fårr ein paar Ästchen unten am Stamm abschneiden und weiter oben einsetzen muss. Dafür überzeugt die Tanne (oder war es streng botanisch gesehen eine Fichte? Oh Fichtenbaum, oh Fichtenbaum!) in der Kirche und lässt, wie es landläufig so heißt, nicht nur Kinderherzen höher schlagen.
Die Zeit – und der Verlust – vergolden unsere Erinnerungen und das ist auch gut so. –
Etwas Wichtiges hätte ich fast vergessen zu erwähnen: Ungefähr eine Woche oder zehn Tage vor Weihnachten gehen die Presbyterinnen, das sind die Ehefrauen der Presbyter (Kirchenvorstand), von Haus zu Haus und sammeln Eier, Fett, Zucker und Mehl, wahlweise auch Geld ein.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass neben den neun oder zehn Männern immer auch eine Frau in den Kirchenvorstand gewählt wurde. Die Frauenquote(!) war zwar gering aber trotzdem beachtlich für die Zeit, also die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und sicherlich hat diese Frau mit pragmatischem Verstand und weiblichem Gespür bei hitzigen Debatten Kompromisse gefunden oder gar das Zünglein an der Waage sein dürfen/müssen, wenn bei wichtigen Entscheidungen abgestimmt wurde. –
Sobald alle Zutaten für das bevorstehende Vorhaben beisammen sind, treffen sich die oben erwähnten Frauen frühmorgens, jede noch von einer tüchtigen Helferin (Tochter, Schwiegertochter oder Freundin) begleitet, zum Keksbacken in der Küche des Pfarrhauses.
Das ist wieder mal ein aufregendes Ereignis für das Kind: die Möbel alle um- oder weggeräumt, die Küche voller Tische, an denen Frauen mit strahlend weißen und gestärkten Schürzen beim Rühren, Kneten des Teiges und Keksausstechen sind! Gebacken werden viele Dutzend Backbleche natürlich nicht im kleinen Küchenofen sondern im alten großen Brotbackofen im Hof. So geht es über den Flur, die Treppen runter zur Backstube. Wenn dann mehrere Tausend Kekse fertig sind, sitzen die Frauen bis spät am Abend in der Pfarrhausküche im großen Kreis um den Tisch herum und reihen jeweils ca. 20-25 Kekse auf eine Schnur, die dann zu einem Kränzchen zusammengebunden wird. So entstehen sicherlich mehrere Hundert Keks-Kränzchen, denn jedes Kind im Dorf soll eines bekommen.
Aber noch ist es nicht so weit.
Das Kind, das im Pfarrhaus daheim ist, übt sein Gedichtchen für Weihnachten und singt an den vier Sonntagen mit seiner Familie unter dem erleuchteten Adventskranz „Macht hoch die Tür“ und „Es kommt ein Schiff geladen“ mit, während die Mutter am Klavier begleitet. Jedoch beim Christbaumschmücken am 24. darf es nicht dabei sein, nur die beiden Brüder. Dafür soll das Kind dem Christkind helfen, indem es, allein am Küchentisch sitzend, die Kerzen in die Kerzenhalter steckt und vorher noch das Stearin vom Vorjahr herauskratzt. Wenn es sich auf die Zehenspitzen stellt, kann es gerade mal die Tannenspitze durch das Oberlicht in der Wohnzimmertüre sehen. Der große Bruder ist gnädig (oder erlaubt sich einfach nur einen Scherz, den die Mutter sofort rügt), und lässt einmal „versehentlich“ die Türe weit offen und das Kind erhascht so einen kurzen Blick vom Baum.
An Heiligabend, wenn es dunkel wird, sozusagen äm Zäschemmern (in der Abenddämmerung), kommen die Presbyterfrauen wieder, um die Geschenke für die Weihnachtsbescherung, verstaut in geflochtenen Wäschekörben, im Pfarrhaus abzuholen. Dabei haben sie nicht vergessen, der Fra Fårrerän ‚gläcklich uch geseigent Faiertauch‘ zu wünschen und eine frischgebackene Hanklich mitzubringen. Es ist erneut die geräumige Wohnküche, wo sie in weitem Kreis für ein paar Minuten wartend um den Tisch herum sitzen. Auf diesem prangt das festliche, von der Frau Pfarrerin eigenhändig gestickte Tischtuch mit den riesigen blauen Sigerus-Sternen.
Die Frauen erörtern mit gedämpfter Stimme das Tagesgeschehen, das Wetter, Vergangenes und Zukünftiges. Das Kind bestaunt mit großen Augen die festlich gekleideten Frauen und hört aufmerksam zu. Sobald die Glocken von der Burg herab erklingen, kommt der Pfarrer aus seiner Amtsstube, im Ornat, und mit Bibel und Gesangbuch gerüstet. Alle, Pfarrersfamilie und Presbyterinnen, jeweils zu zweit die Geschenkkörbe tragend, gehen hinaus in die Winternacht, durch den hohen, knirschenden Schnee zur nahegelegenen Kirche. Diese ist so voll, dass außer dem hohen Gestühl kein Platz mehr frei ist. Das Kind muss bei der Mutter auf dem Schoß sitzen, wagt sich aber später vor in das Chor, um das Weihnachtsgeschehen besser verfolgen zu können. Oben auf der Empore, Gleiter genannt, erblickt es seine Brüder unter der übrigen Jugend, seine Aufmerksamkeit gilt aber den Farbtupfern dort oben, das sind die bunten Tücher der Bräute, die ‚mät dem Deauch åm’t Miël‘ mit langen Stecken den riesigen Christbaum entzünden dürfen. Die Frau Pfarrerin wirft einen sorgenvollen Blick auf die jahrhundertealten Emporen. Sie sind vollbesetzt und drohen, unter der Last der Menschen zusammenzubrechen. Schließlich macht so ein Holzwurm auch vor einem Gotteshaus und der Heiligen Nacht nicht halt! Doch Wunder geschehen, jedes Jahr auf’s Neue und die Angst der Pfarrersfrau ist Gottlob auch in diesem Jahr umsonst gewesen.
Nachdem die frohe Botschaft von der Kanzel das viele Volk erreicht hat, Michael Alberts ‚Wenn tief im Tal erloschen sind…‘ und viele andere Gedichte aufgesagt worden sind, die Heilige Familie, die Hirten und der Engel Chor ihr Bestes gegeben haben und der Weihnachtssegen gesprochen ist, braust die gute alte Orgel über alle Köpfe hinweg ihr ‚O du fröhliche‘. Danach gehen die Kinder im Gänsemarsch um den Altar herum und empfangen ihre Geschenke: Das Keks-Kränzchen und ein Stofftaschentuch, die Schulkinder erhalten noch zusätzlich einen Bleistift. Wenn die Presbyterinnen ein Kind nicht gleich erkennen oder zuordnen können, fragen sie: „Wem bäst te?“ oder: “Wie heißt man dich?“ und wenn das geklärt ist, kann das Bescheren weitergehen.
Zuhause angekommen steigt die Spannung, man übt noch schnell sein Gedicht und dann läutet eeendlich das Glöckchen, das Kind darf eintreten, die Wohnstube duftet nach Tanne und Kerzen, die Lichter am Baum verdoppeln sich im großen gold-umrahmten Spiegel. Die Großmutter, deren ältester Sohn seit Weihnachten 1944 im schönen Elsaß in fremder Erde liegt, versucht sich an das Lied zu halten, in dem es heißt: „…still schweigen Kummer und Harm…“. Es scheint ihr auch für ein paar Momente zu gelingen im Anblick der freudigen Kinderaugen. Die lange vermisste Puppe sitzt im neuen Kleidchen unter dem Weihnachtsbaum und das Kind darf sie umarmen und muss sie nie mehr losgelassen.
Am 1. Weihnachtstag wird das Kind sehr früh durch Blasmusik vom Hof geweckt. Die Adjuvanten sind von der Burg durch den hohen Schnee des Burgbergs herunter gelaufen und machen auf dem Pfarrhof Halt um der Familie ein Ständchen zu entbieten. Der Pfarrer ist schon lange wach, da er noch an seiner Predigt feilen muss und er kommt auch gleich mit einer Schnapsflasche und ein paar Stamperl zu den Bläsern in den verschneiten Hof, denn dieses Ereignis findet ausnahmsweise nicht in der Küche statt! Es wird angestoßen und einer der Musikanten fragt enttäuscht: „Härr Fårr, hut Ihr net uch des Geelen???“ Nein, dieses Jahr haben die Hühner nicht so fleißig gelegt, dass die Fra Fårrerän auch Eierlikör hätte zubereiten können!!!
Am Vormittag: Festgottesdienst mit Orgel- und Blaskapellenbegleitung, danach richtiges Festtagsessen am großen Tisch in der Küche und schon geht es wieder in die Kirche, zum Nachmittagsgottesdienst, der sogenannten Vesper. Die Presbyter und die Presbyterin sind gleich anschließend zu Kleingebäck und Wein im Pfarrhaus eingeladen. Welcher Raum würde sich denn besser anbieten als die große Wohnküche der Frau Pfarrerin? Zumal das breite Sofa bestmöglichen Ablageplatz für die riesigen zehn Pelzmäntel der Presbyter bietet: Ein hoher, weicher Berg, in dem man sich gut verstecken könnte, denkt das Kind.
Wer glaubt, nach den Christtagen kehre Ruhe ins Pfarrhaus ein, der weiß nicht, dass gleich im Neuen Jahr der evangelische Wand- und Namenstagskalender verteilt werden muss. Der Pfarrer hat bereits zwischen den Jahren 300 Exemplare davon in der Kirchenverwaltung in Hermannstadt abgeholt. Also wird sich aus jedem Haus der Gemeinde einer oder eine schleunigst auf den Weg machen, um das begehrte Stück im Pfarrhaus – praktischerweise ebenfalls gleich in der Küche – abzuholen.
Das Kind freut sich jedes Mal, wenn jemand an die Tür klopft, es rollt einen Kalender zusammen und übergibt ihn den Eintretenden.
Ich waintschen ållen gläcklich Faiertauch uch an gesangd nau Gîăhr!
Astrid Karin Thal, im Dezember 2020
Stolzenburger Christnacht
Das Bäumchen
„Das Bäumchen trägt zur Winterzeit,
auf seinem grünen Nadelkleid,
Viel Glitzerwerk und helle Kerzen,
erfreut damit die Kinderherzen.
Ihr kennt das Bäumchen sicherlich,
liebt es gerade so wie ich.“
Mit diesem Gedicht hatte ich meinen ersten Auftritt in der Kirche in Stolzen-burg im Alter von 7 Jahren in der Christnacht 1963. So wie wir in Siebenbürgen sagten, „ich hatte dieses Gedicht aufgesagt“.
Vor der Christnacht musste allerdings sehr vieles vorbereitet werden. Das ganze Jahr über hatten die Kirchenmütter, das sind die Frauen der Kirchenväter, genannt Presbyter, nichts zu tun, weil im Presbyterium (Kirchenvorstand) keine Frauen vertreten waren, aber vor der Christnacht, da kam einiges auf sie zu. Aus dem ganzen Dorf, organisiert in Nachbarschaften, wurde von diesen Frauen in ihren schmucken Zoikern, (geflochtene Handkörbe mit 2 seitlichen Deckeln) Mehl, Eier, Zucker, Fett und Geld gesammelt, zur Vorbereitung der besten Spritzkekse, die in der Backstube des Pfarrhauses von denselben Frauen gebacken wurden.
Diese Kekse wurden zu einem Ring geformt und mit einem Spagat (Schnur) zusammengebunden. Das Geld wurde zum Kauf von Heften, Bleistiften und Taschentüchern ausgegeben. Beim Backen halfen auch die größeren Mädels, die ihren Groisis (Omas) zur Hand gingen. In der Christnacht strömten Jung und Alt aus allen Gassen, auf spiegelglatten Straßen und weißer Winterlandschaft, in Richtung Kirche, die kurz vor 17 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Christnacht ging nach dem Glockengeläute 17 Uhr pünktlich los. Beim Eintritt von Herrn Pfarrer Schneider, unter Geleite vom Presbyterium, ertönte die Orgel und die ganze Gemeinde erhob sich von ihren Plätzen. Herr Pfarrer Schneider hielt eine kurze Andacht, danach folgte, geordnet nach Schulklassen, das Aufsagen (Vortragen) der Gedichte, beginnend mit der ersten bis zur achten Klasse.Je 2-3 Schüler/pro Klasse konnten ihre Gedichte oder Geschichten vortragen. So kam ich auch mit meinem Gedicht zum Zuge. Die größeren Kinder sangen Lieder wie „In dulci Jubilo“, „Heut` kam ein Engel“. Die 7- und 8- Klässler führten unter dem schön geschmückten Christbaum das Krippenspiel auf. Der Christbaum war mit Äpfeln, Nüssen, Keksen, Baumzuckerln, handgemachte bunte Gliedern (Girlanden), Sternspritzern (Wunderkerzen) und Wachskerzen bekleidet. Vor Beginn des Krippenspiels sang der Kirchenchor „Jauchzet Gott“ und die Jugendlichen von den Gleitern (Emporen) zündeten, mit ihren mit Kerzen präparierten Pflaumenstangen, die Sternspritzer und Wachskerzen an. Jetzt erschienen die Darsteller des Krippenspiels in ihren Kostümen wie Wollpelzmänteln, siebenbürgische Trachten, Engelskostümen mit weißen Flügeln und Sternen, mit leuchtenden Kerzen in der Hand usw. Es wurden Maria und Josef, Hirten, Engel, die 3 Waisen-Caspar-Melchior-Balthasar, die Gold, Myrrhe und Weihrauch schenkten, Verkündigungsengel, dargestellt. Sie boten ein sehr schönes Krippenspiel, das auch der Höhepunkt der Christnacht war. Die Gemeinde sang zwischendurch, unter Begleitung der Orgel, „O du Fröhliche“ und als Schlusslied erklang noch „Stille Nacht“ , vom Stolzenburger Chor gesungen. Jetzt konnten die Kinder kaum noch erwarten die Geschenke in Empfang zu nehmen. Sie mussten aber schön aufgestellt nach Klassen um den Christbaum und um den Altar rumgehen, wo die kecken Presbyterinnen vor ihren, aus Weide geflochtenen Körben, die mit den Geschenken voll waren, saßen. Jetzt wurden sie ihres Amtes würdig und teilten die Geschenke an die Kinder aus. Die Mädels bekamen einen Ring mit selbstgebackenen Keksen, ein Heft und einen Bleistift, die Jungs auch Kekse und ein Taschentuch.
Kaum waren sie aus der Kirche raus, wurde schon ein Keks geopfert. Auf dem Heimweg konnte man mit Blick auf den Friedhof erkennen, dass natürlich auch der Toten gedacht wurde. Da brannten auch die Kerzen auf den Gräbern unserer Verstorbenen. Zu Hause angekommen wartete ein schön geschmückter Christbaum auf uns und unter dem Baum lagen die Geschenke vom Christkind für jedes Kind. Es waren Sachen, die man auch brauchte. Schlittschuhe, Schlitten, Anziehsachen, Spiele wie Römi, Marokko usw. Keine elektronischen Spiele, aber wir freuten uns für jedes Geschenk. Vor dem Auspacken der Geschenke mussten wir ein Gedicht aufsagen. Nachher gab es dann das Weihnachtsabendessen, bestehend aus der selbstgemachten Brat-und Kochwurst, mit frischgebackenem Brot und im Fass eingelegtes Sauerkraut. Mhhh… hat das gut geschmeckt.
Die Erwachsenen haben natürlich ein Glas Wein aus selbstgekelterten Trauben getrunken. Schön langsam machten sich die Eltern aus dem Staub und gingen mit Freunden Christnacht feiern. Die Kinder blieben in Obhut bei den Groisis und spielten Römi und tranken Tee. Am 1. und 2. Christtag ging natürlich das ganze Dorf, in unserer schönen bunten Bauerntracht, in die Kirche, wo wir unter weihnachtlichen Musikklängen und Chorgesang einen festlichen Gottesdienst erlebten.
Diese überaus schöne Tradition des Zusammenhalts in Stolzenburg, die Feiertage, Tage der Freude und Besinnlichkeit, werden mich/uns ein Leben lang begleiten.
Erinnerung an eine schöne Christnacht in Stolzenburg von Hans Schieb